Zeiss Mikroskop Stativ Va


Mikroskop C. Zeiss Jena # 4694 C.Zeiss # 4694 Mikroskop C. Zeiss Jena # 4694

C. Zeiss Jena # 4694 C. Zeiss Jena # 4694 Zeiss Katalog No. 29 von 1891: Stativ Va

Zeiss Mikroskop; Stativ Va von 1880. Mikroskop mit fester Tubuslänge aus zaponiertem und geschwärztem bzw. schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl. Das Instrument wird durch freie Verschiebung mit der Hand grob eingestellt, über ein Rändelrad an der Säule fein fokussiert; es verfügt über einen dreh- und schwenkbaren Plan- und Konkavspiegel. Ein zu jener Zeit noch nicht bei allen Zeiss'schen Mikroskopem standardmäßig angebrachte frühe Abbe'sche Beleuchtungsapparat mit Diaphragmenträger rundet das Mikroskop ab. An der Unterseite der Tischplatte kann man die Schwalbenschwanzführung für die zu jenem aufwendigen Kondesor dort alternativ anzubringende Zylinderblendung erkennen.

Carl ZeissMikroskop C. Zeiss Jena # 4694: SignaturDas Mikroskop ist ausgerüstet mit dem Okular Nr. 2 sowie einem Objektiv Nr. CC C.Zeiss Nr. 379. Leider fehlt weiteres Zubehör sowie der Kasten. Die optische Ausrüstung in dieser Art ermöglicht eine lineare Vergrößerung von 145-fach.

Auf dem "gewölkten" Steg der Tubusaufnahme signiert:


C. Zeiss.
Jena.
4694

Der Seite 214 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena ist zu entnehmen, dass dieses Stativ Va mit Kondensor am 05.06.1880 als 3475. zusammengesetztes Mikroskop fertiggestellt wird.

Fotografie eines Ausschnitts der Seite 214 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena für zusammengesetzte Mikroskope

Dieses Instrument wird am 02.12.1880 mit den Objektiven aa, A, BB, CC, D, F, J und L sowie den Okularen 1 bis 5 an A. Gilkinet nach Liège, Belgien (Lüttich) ausgeliefert. Das Mikroskop mit der sehr umfangreichen optischen Ausrüstung dient Alfred Gilkinet (1845-1926) für seine Forschungen. Er übernimmt die Leitung des heute seinen Namen tragenden "Institut de Pharmacie" der Universität Lüttich und setzt 1883 den Neubau des Institutsgebäudes durch.

Aussenansicht des unter Alfred Gilkinet erbauten "Institut de Pharmacie" der Université de Liège; Abb. von: www.facmed.ulg.ac.be Laboransicht des unter Alfred Gilkinet erbauten "Institut de Pharmacie" der Université de Liège; Abb. von: www.facmed.ulg.ac.be Hörsaalansicht des unter Alfred Gilkinet erbauten "Institut de Pharmacie" der Université de Liège; Abb. von: www.facmed.ulg.ac.be
Im Zeiss-Katalog No. 25. Illustrirrter [sic!] Katalog über Mikroskope und Nebenapparate aus der optischen Werkstätte von Carl Zeiss in Jena. erscheint dieses Stativ im Januar 1881 wie folgt:

No. 25 Stativ V (früher I). Hufeisenstativ von gleicher Grösse wie die vorhergehenden, ohne Drehung, Tubus ohne Auszug, grobe Einstellung durch Verschiebung, Cylinderblendungen.
a) Zum Umlegen eingerichtet...Mk. 90
b) Ohne Einrichtung zum Umlegen...Mk. 75

No. 66 Beleuchtungs-Apparat nach Abbe (s.M. Schultze's Archiv f. mikr. Anatomie Bd. IX, pag. 496). Condensor von grosser Apertur, mit Diaphragmenapparat und Doppelspiegel; für allle Modificationen der geraden und schiefen Beleuchtung im durchfallenden Licht sowie für positive Bilder in dunklem Sehfeld bis zu 600-facher Vergrösserung, zugleich auch für bequeme Anwendung polarisirten Lichts (vgl. Polarisationsapparate); das Ganze in Einem Stück unterhalb des Mikroskoptisches einzusetzen. Nur für die grösseren Stative von I bis Va geeignet...Mk. 55

Anpassung an Stative aus andern Werkstätten wird nicht übernommen.

Noch 10 Jahre später, im Zeiss-Katalog No. 29 von 1891, wird dieses Stativ angeboten:

Stativ Va. Umlegbar. Fester Tisch von 90 X 90 mm Grösse.
Grobe Einstellung durch Verschiebung des Tubus in Schiebhülse. Feine Einstellung durch Mikrometerschraube.
Der Untertheil sammt Beleuchtungsapparat nach Abbe ganz wie bei Stativ IVa (ohne Iris, welche aber zu Mk. 15.- mit- oder nachbezogen werden kann). (Abbildung Fig. 9) ... 120.- Mark

Prof. Ernst AbbeAbbe'scher Beleuchtungsapparat; aus: Das Mikroskop und die mikroskopische Technik; Heinrich Frey; 8. Auflage; Verlag von Wilhelm Engelmann; Leipzig 1886 Der hier gezeigte Abbe'sche Beleuchtungsapparat wird 1872 eingeführt und findet rasch weite Verbreitung und Nachahmung. Das im Bild links befindliche Stück dient zur Einführung in das Stativ unterhalb des Objekttisches und kann dabei leicht ausgewechselt werden. Da der nicht achromatische Apparat direkt bis unter den Objektträger geschoben wird, kann der verbleibende Zwischenraum, so erforderlich, mit Wasser immergiert werden. Der Blendungsapparat besteht bei diesem frühen Modell statt aus der späteren Irisblende, aus einem Blendungsträger mit drehbarer Scheibe, welche die kreisförmigen Blendscheiben aufnimmt. Letzterer kann zum raschen Wechsel ausgeschwenkt bzw. für schiefe Beleuchtung mit Zahn und Trieb dezentriert werden.

Das Mikroskop wird von Dr.med. Bernhard Bolten (1899 - 1975) während seines Studiums in Berlin, München und Bonn erworben - aus dem Besitz seines Sohnes, Dr.med. Bernd Bolten gelangt es im Januar 2002 in diese Sammlung.

[Vergleiche Referenz 2, 25 sowie Billings Collection Washington: AFIP 49141 - 60-4713-177, S. 97, Abb. 182 (ein 11 Jahre jüngeres Modell, nun mit Tubusauszug); Moody Medical Library, The University of Texas Medical Branch, Galveston, TX, USA: "microscope, signed C. Zeiss Jena No. 19146" Inv.-No. 1.034  (ebenfalls ein 11 Jahre jüngeres Stativ); The Microscope Collection at the Science Museum London: "Stand V1 Outfit by Zeiss", signiert "C. Zeiss / Jena. / 4803", Inventory No. A601090 (falsch beschrieben als Stativ "VI", Anmerkung des Verfassers)]

(Datierung mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 14.01.2002;  Katalogabblindung mit freundschaftlicher Unterstützung von Moritz Sokolowski)



23.01.2002 by Timo Mappes

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