Großes Zeiss Mikroskop Stativ II


Zeiss # 4415, Stativ II Zeiss # 4415, Stativ II Zeiss # 4415, Stativ II

Zeiss # 4415, Stativ II Zeiss # 4415, Stativ II Zeiss Katalog von 1878: Neukonstruktion von Stativ II aus dem Jahre 1877

Zeiss # 4415, Stativ II - um optischse Achse gedrehtes Oberteil Zeiss # 4415, Stativ II - um optischse Achse gedrehtes Oberteil Zeiss # 4415, Stativ II - um optischse Achse gedrehtes Oberteil

Zeiss # 4415, Stativ II mit Kasten und Zubehör

Zeiss Mikroskop; Stativ II von 1879. Großes Stativ aus zaponiertem und geschwärztem bzw. schwarz lackiertem Messing, gebläutem Stahl. Das Instrument verfügt über einen ausziehbaren Tubus, Grob- und Feintrieb sowie dreh- und schwenkbaren Plan- und Konkavspiegel. Es läßt sich um die optische Achse drehen.

Zeiss # 4415: Zylinderblende

Carl ZeissEine Zylinderblende mit drei Einsätzen kann in einen Schlitten mit Schwalbenschwanzführung unter der Tischplatte eingeführt werden. Vom wohl ursprünglich zusätzlich vorhandenen Abbe'schen Beleuchtungsapparat existieren noch die fünf Blendscheiben - eine dieser Blenden ist als Zentralblende ausgeführt und ein gesondertes geschwärztes Bauteil D läßt sich als Objektivblende für die Dunkelfeldbeobachtung einschrauben.

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Objektiven A C.Zeiss, Nr. 1249 und D C.Zeiss, Nr. 1433 sowie den Okularen Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4; an weiterem Zubehör findet man einen frühen zaponierten zweifachen Objektivrevolver und ein Zeichenprisma (Camera Lucida mit zwei Prismen, mit Ring zum Klemmen am oberen Tubusende).

Die Möglichkeit das Stativoberteil um die optische Achse drehen zu können, hat folgenden Hintergrund: Die Mikroskopspiegel der großen Instrumente sind weitgehend außerhalb der Achse verstellbar, so dass je nach Wunsch sowohl mit zentral einfallendem als auch mit stark schiefen Beleuchtungsbündeln gearbeitet werden kann (bei letzterem muss jedoch die Zylinderblende entfernt werden). Nach der Einstellung des Spiegels auf eine bestimmte Strahlenneigung, ist durch die Drehung die Möglichkeit gegeben, das Objekt unter verschiedenen Azimuten, doch mit gleichem Einfallswinkel zu beleuchten, ohne dass - wie bei den später üblichen drehbaren Tischen - eine Nachzentrierung des Objektes nötig wäre: Dieses bleibt bei der Drehung des kompletten Oberteils stets in der Mitte des Sehfeldes.

Jene Drehbarkeit der Stativoberteile um die optische Achse wird in den Zeiss-Katalogen für große Stative bis 1891 angeboten.

Zeiss # 4415: Gelenk

Zeiss # 4415: Zylinderblende am Stativ II
Zeiss # 4415: Tischunterseite

Zeiss # 4415: Camera Lucida

Auf dem Zwischenträger ist das Instrument sehr dekorativ mehrzeilig signiert:

Carl Zeiss.
Jena.
No. 4415
Zeiss # 4415: Signatur

Zeiss # 4415: Camera Lucida Wie von Hartnack vorgegeben, kann die Zylinderblende nicht nur in der Hülse verschoben werden, sondern kann in einem Schlitten mit Schwalbenschwanzführung herausgezogen und gewechselt werden, ohne Gefahr zu laufen, dabei den Spiegel zu verstellen.

Die Zylinderblende hat dabei zwei Aufgaben zu erfüllen: in oberer Stellung als Leuchtfeldblende, in der unteren als Aperturblende (da hier der Lichtkegel des Spiegels nicht mehr durch den Spiegelrand selbst, sondern durch die Blende begrenzt wird). Die Irisblende wird erst im Zeiss-Katalog von 1889 in Verbindung mit dem Abbe'schen Beleuchtungsapparat und der Neukonstruktion des Stativ I angeboten.

Frühe Form der Camera Lucida von Zeiss; Abb. aus: "Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate" (Carl Zeiss Jena, Optische Werkstätte; 32. Ausgabe; 1902) Bei der hier vorhandenen Camera Lucida handelt es sich um die früheste Form in der Konstruktion von 1869. Noch im Zeiss-Katalog von 1902 erscheint dieses Zeichenprisma mit folgender Beschreibung:

*Alte Form der Camera lucida No. 109. Dieses Zeichenprisma liefern wir nur in der einen in Fig. 46 abgebildeten Form. Das Prismengehäuse ist um eine horizontale Achse drehbar und lässt sich in der Höhe verstellen. Es ist mittels eines federnden Ringes am Tubus zu befestigen und kann bequem zur Seite geschlagen werden.

No. 109: Zeichenprisma (Camera lucida), einschl. Behälter: Mk. 21.-.

Zeiss # 4415: Camera Lucida Zeiss # 4415 mit Camera Lucida

Zeiss # 4415: Revolver am Stativ Zeiss # 4415: Index am FeintriebIm Katalog Nr. 22 von 1877 (mit Abbildungen versehen in der Neuauflage 1878) erscheinen 11 Mikroskopstative (darunter immernoch drei mit Rundfuß). Das seit 1861 angebotene "Hufeisenstativ nach Oberhäuser" verschwindet und zwei neue große Typen erscheinen:

Nr. 22 Stativ I. Grosses Hufeisenstativ, zum Umlegen eingerichtet, mit Drehung um die optische Achse. Grobe Einstellung durch Zahn und Trieb; ausziehbarer Tubus; Cylinderblendung, mit Einrichtung zur Centrirung während des Beobachtens, an einem drehbaren Arm, der durch Zahn und Trieb bewegt wird. Höhe des Instrumentes von der Standfläche bis zum Ocularende, bei mittlerem Auszug 33 Cm. - Dabei Beleuchtungsapparat nach ABBE neben dem gewöhnlichen Spiegel ... M 300.-

Nr. 23 Stativ II. Von gleicher Einrichtung wie I, nur etwas kleiner und leichter gebaut und mit Schlitten für die Cylinderblendungen. Höhe des Ganzen 31 Cm. Gleichfalls mit Beleuchtungsapparat ... M 250.-

Zeiss # 4415:Revolver

Erstmals erscheinen hiermit die Zahn- und Triebbewegungen zum groben Verstellen des Tubus - bereits einige Jahre zuvor sind sie auf besonderen Wunsch angeboten worden. Diese Form wird mit dem auch hier neu angebotenen Auszugstubus zum Markenzeichen der großen Zeiss Stative bis ins 20. Jahrhundert.

[Für die weitere technische Beschreibung dieser neu eingeführten groben Einstellung sei auf Referenz Nr. 70 verwiesen]

Zeiss # 4415: Okulare 2, 3 und 4 Zeiss # 4415: Objektive A und D

Zu der optischen Ausstattung dieses Mikroskopes können dem Zeiss Verzeichnis von 1877 folgende Daten entnommen werden:

Nummer

Signatur

Öffnungswinkel

Äquivalent-
brennweite

Vergrößerung bei 155 mm Tubuslänge, mit Okular

Mark

2

3

4

6

A

24°

16 mm ( 2/3" engl.)

55

75

105

24.-

12

D

75°

4,2 mm (1/6")

235

320

440

42.-

System A ergibt, wenn die obere Linse allein benutzt wird, eine ganz brauchbare Vergrößerung, ungefähr die Hälfte von derjenigen des ganzen Systems.

Okulare

2

3

4

Äquivalent-
brennweite

42 mm 30 mm 24 mm

Okulare pro Stück Mk. 7.-

Zeiss # 4415: Blendenscheiben für Abbe'schen Kondensor Zeiss # 4415: Dunkelfeldblende für Objektiv

Zeiss # 4415: Objektiv A Zeiss # 4415: Objektiv D

Interessant sind bezüglich der Konstruktion der Stative noch folgende Sätze aus dem Zeiss-Katalog von 1883:

Die nachfolgend beschriebenen Stative schließen sich - wie diejenigen fast aller continentalen Werkstätten - ihrer allgemeinen Einrichtung nach dem von OBERHÄUSER eingeführten, durch HARTNACK erfolgreich weiterentwickelten Construktionstypus an. Insofern bieten sie daher nichts Eigenartiges. Dagegen ist das constructive Detail aller wesentlichen Theile an unseren größeren Instrumenten - namentlich der groben und der feinen Einstellung, der Spiegelbewegung und der sonstigen Beleuchtungsvorrichtungen - unserer Werkstätte eigenthümlich, als das Resultat langjähriger eigener Bemühungen um die Vervollkommnung der mechanischen Einrichtung des Mikroskops.

Zeiss # 4415: Kastendetail

Zeiss # 4415: Im Kasten
Zeiss # 4415: Aussenansicht des Kasten

Zwar trägt das hier gezeigte Mikroskop verschiedene Spuren des Gebrauchs, ist aber eines der ersten überhaupt gebauten typischen "großen Zeiss Stative" aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Der Seite 204 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena ist zu entnehmen, dass dieses Stativ II am 15.12.1879 als 3230. zusammengesetztes Mikroskop fertiggestellt wird.

Fotografie eines Ausschnitts der Seite 204 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena für zusammengesetzte Mikroskope

Zeiss # 4415: KastendetailAm 28.02.1880 erfolgt die Auslieferung mit den Objektiven A und D und die Okularen 2, 3 und 4 an P. Pumball nach Chesterton. Mithin befindet es sich noch in der kompletten Originalausstattung.

Die darauf folgenden 120 Jahre lassen sich nicht mehr rekonstruieren; ca. 2000 taucht das Mikroskop in Somerset, England bei einer Auktion auf, gelangt von dort nach New Orleans, Louisiana und kann schließlich im Juni 2002 für diese Sammlung erworben werden.

[Vergleiche: Referenz 2, 25, 54, 62, 70 sowie Optisches Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: "Mikroskop Stativ II / mit Abbe'schem Beleuchtungsapparat / Carl Zeiss, Jena / 1876" auf dem Tubusträger signiert "Carl Zeiss / Jena / No. 3102"; Collection of Historical Scientific Instruments at Harvard University, USA: "Zeiss stand II laboratory compound microscope", signiert auf dem Tubusträger: "Carl Zeiss. / Jena. / No. 3218", Inventory Number 1288]

(Datierung mit freundlicher und äußerst zuvorkommender Unterstützung von Dr. Wolfgang Wimmer, Archiv Carl Zeiss Jena, 18.06.2002)



03.07.2002 by Timo Mappes

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