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Großes Zeiss Mikroskop; Stativ I von 1875. Das Mikroskop besteht aus zaponiertem sowie brüniertem Messing und gebläutem Stahl. Das Instrument verfügt über einen Schiebetubus zur groben Fokussierung und ein Rändelrad unter dem Tisch für die Feineinstellung an der Säule. Die Beleuchtung erfolgt mittels kipp-, dreh- und schwenkbarem Plan- und Konkavspiegel. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Blendung erfolgt über eine Revolverlochblendenscheibe, deren
gewölbte Form ermöglicht einen denkbar geringen Abstand der
Aperturblende zum Objekt; sie ist ein typisches Merkmal der ersten
zusammengesetzten Mikroskope von Carl Zeiss Jena.
An Okularen verfügt das Mikroskop über die Nummern 2, 2 Polarisation (mit einem großen Nicolprisma als Analysator) und Carl Zeiss Jena 4, bei letzterem handelt es sich um eine Ergänzung aus den 1880ern. Sehr selten ist der diesem Mikroskop beigebeben Polarisationsapparat. Zur Verwendung wird die Revolverlochblende auf die Öffnugn der größten Apperttur eingestellt, danach wird der Teller des Polarisationsapparats in die Öffnung eingeführt und über einen Bolzen in der Tischplatte fixiert. Von der Unterseite des Tisches wird nun der Polarisator in die Hülse des Tellers eingeführt. Schließlich wird ein Ring als sehr einfacher Drehtisch auf den Teller aufgelegt. |
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![]() ![]() Auf dem Tubusträger ist das Mikroskop mit Schlagbuchstaben signiert:
Carl Zeiss Jena Der Seite 137 des Auslieferungsbuchs der Firma Carl Zeiss Jena ist zu entnehmen, dass dieses Stativ I als 1566. zusammengesetztes Mikroskop am 11. Mai 1875 fertiggestellt und am 21. Dezember 1875 an das geologische Cabinet des polytechnischen Instituts nach Prag geliefert wird. Es ist ausgestattet mit den Objektiven B, C und F sowie den Okularen 1, 2 und 3. |
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Im Zeiss-Katalog No. 21. 1874 Mikroskope von Carl Zeiss in Jena. (Druck von W. Ratz in Jena 1874) erscheint dieses Stativ wie folgt: |
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No. 17. Stativ I. Grosses Hufeisenstativ mit festem Tisch; Blendungs-, Beleuchtungs- und Einstellungsvorrichtung wie bei Nr. 16; Höhe des ganzen Instruments 28 Cm. ...75 Mark [...] No. 34. Polarisationsapparat. Polarisator mit Condensorlinse, separate Drehung des Objects und Einrichtung zum Einlegen von Gyps- und Glimmerplättchen. Analysator mit geradflächigem Prisma im Tubus, mitdem Ocular drehbar...54 Mark Objectiv-Systeme und Oculare.
Hieraus ergibt sich für die ursprüngliche Zusammenstellung des Mikroskops ein Preis von 300 Mark. In der vorliegenden Erhaltung beläuft sich der Preis, ohne das ergänzte Okular Nr. 3 auf 316 Mark. |
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Der schon in seiner Zeit oft als Referenz herangezogene Leopold Dippel
schreibt über den Vorgänger dieses Stativs von Zeiss 1867
(Leopold Dippel: Das Mikroskop und seine Anwendung; Verlag von Friedrich
Vieweg und Sohn; Braunschweig 1867: 184-185):
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Bei dem ursprünglichen Anwender dieses Mikroskops handelt es sich um den Geologen Gustav Carl Laube (1839-1923). Gebürtig in Teplitz studiert Laube in Prag und München. In Wien arbeitet Laube 1863-69 an der geologischen Reichsanstalt und am Hof-Mineralienkabinet. 1865 wird er in Tübingen promoviert, im selben Jahr wird er Assitent von Christian Gottlob Ferdinand Ritter von Hochstetter (1829-1884) am Lehrstuhl für Mineralogie und Geologie des polytechnischen Institutes in Wien, hier habilitiert er sich 1866. |
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![]() ![]() Nach 5 Jahren wird er im Mai 1876 auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Geologie und Paläontologie der deutschen Universität berufen. Hier wirkt er bis zu seiner Pensionierung 1910 weiter und wird als sehr engagierter Lehrer beschrieben.
In der Zeit von 1870 bis 1880 werden an Gustav Laube bzw. das geologische
Cabinet in Prag von Zeiss folgende weitere Instrumente ausgeliefert:
In Laubes Werk zur Geologie des böhmischen Erzgebirges (Gustav C. Laube: Geologie des böhmischen Erzgebirges. Commissions-Verlag von Rivanác, Prag 1876) heißt es im Vorwort vom Januar 1876: Auch vom Mikroskop habe ich bei der Untersuchung nur da Anwendung gemacht, wo es zum Erkennen und Bestimmen des Gesteines besonders erspriesslich war. |
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![]() ![]() Ausser diesen zeigen die Schiefer noch zahlreiche trikline Feldspathleistchen und unzweifelhaft Turmaline, welche trotz ihrer Kleinheit mit Zeiss 0 c2 [sic!] und Syst. F ganz charakteristisch hervortreten. Berücksichtigt man nun, dass er das hier gezeigte Mikroskop erst kurz vor Druck des Buches zur Verfügung hat, liegt insbesondere durch den eigentümlichen Druckfehler folgende These nahe: Laube vermutet im Ursprungstext, dass es sich bei den kleinen Kristallen um Turmaline handelt, kann dies aber erst nach Ankunft des neuen Mikroskop mit Sicherheit sagen. Er verwendet zur Untersuchung das stärkste Objektiv und da er im polaristierten Licht arbeitet entsprechend das Okular mit dem Nicolprisma als Analysator. In das fertige Manuskript ergänzt er als Ergebnis seiner Studien zwischen den Zeilen einige Worte, die der Schriftsetzer aber nicht richtig entziffert - so entsteht ein Druckfehler und es heißt es mit Zeiss 0 c2 und Syst. F statt mit Zeiss Oc. 2 und Syst. F. |
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Im Nachruf auf Prof. G. C. Laube (F. Wähner: Gustav Carl Laube.
Lotos 72: 1-7 (1924)) heißt es: Seitdem die Anwendung des
Mikroskops bei der Gesteinsuntersuchung die Petrographie zu vorher ungeahnten
Erfolgen führte, hat sich in der Ausübung der Geologie allmählich
immer schärfer eine Zweiteilung ausgebildet.
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Eine wichtige Seite seiner wissenschaftlichen Tätigkeit [...] ist seine Fürsorge für das geologische Institut der deutschen Universität [zu Prag]. Schon als er in der ersten Hälfte der siebziger Jahre an der deutschen Hochschule wirkte, hat er dort eine geologische Sammlung ins Leben gerufen; in großem Ausmaße setzte er diese Wirksamkeit mit den bescheidenen staatlichen Mitteln, die im zur Verfügung standen, an der deutschen Universität fort und leistete hier Großes in der Schaffung einer mustergültigen geologischen und paläontologischen Sammlung. Dieses Mikroskop wird 2005 bei einer Sammlungsauflösung in Kalifornien von einem Händler an Dr. Kenneth Gregory in Long Beach verkauft. Dieser verkauft das Instrument im August 2009 zu seinem damaligen Einkaufspreis an diese Sammlung. [Vergleiche: Referenz 2, 25, 54, 62, 70, 136 sowie Optisches Museum Oberkochen: "Mikroskop mit verschiedenen Lochblenden unter dem Tisch / Carl Zeiss um 1874"; Museum der Ernst-Abbe-Stiftung Jena: "Zusammengesetztes Mikroskop / Großes Stativ I / Carl Zeiss, Jena / 1875" mit dem selben Polarisator, Mikroskop signiert "Carl Zeiss Jena 1814 / 2454"] |
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