Erzmikroskop, Ernst Leitz Wetzlar


Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812 Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812 Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812 Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812


Erzmikroskop; Stativ MOP von 1924. Polarisationsmikroskop aus zaponiertem und schwarz lackiertem Messing, schwarz emailliertem Gußeisen. Das Instrument verfügt über einen Grob- und Feintrieb und ist mit einem graduierten Drehtisch ausgestattet. Dieser Tisch läßt sich für die Untersuchung großer Proben an einem gesonderten Trieb abfahren. Die Beleuchtung erfolgt über eine Auflichteinheit.

Das Mikroskop besitzt eine Auflichteinheit mit integrierter Dreipunktobjektivzange. Der Tubusanalysator kann bei Bedarf auf seinem Schlitten aus dem Strahlengang geschoben werden.

Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812: Opak-Illuminator Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812: Opak-Illuminator Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812: SignaturAuf dem Tubus trägt das Instrument die Signatur:

Ernst Leitz
Wetzlar
No. 234812

Das Auflichtpolarisationsmikroskop für petrografische Untersuchungen  von Erzen ist ausgestattet mit einem Objektiv Nr. 4 E. Leitz Wetzlar und einem Fadenkreuzokular für Polarisationsmikroskope mit Standarddurchmesser Ernst Leitz Wetzlar 1.

Die Einführung der an diesem Objektiv zu erkennenden Dreipunkt-Zentrierung findet um 1920 unter Dr. Max Berek statt, welcher 1912 dem Unternehmen Leitz als Nachfolger von Dr. Gabriele Lincio beigetreten ist. Während bei den bisherigen Wechselvorrichtungen bei jedem Objektivwechsel eine Neuzentrierung erfolgen muß, bleibt beim Objektivwechsel über die neue Wechselzange der Zentrierzustand erhalten.

Nur ein einziges Mal ist es pro Objektiv erforderlich mit zwei kleinen Vierkantschlüsseln die optische Achse des Systems auf die Achse des Instrumentes einzustellen.

Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812: Detail des TischesAus der passenden Druckschrift zu diesem Mikroskop (Ernst Leitz, Optische Werke, Wetzlar: Erzmikroskop MOP. Liste Pol. Nr. 2251 o. Pr. Dezember 1927) geht hervor, dass dieses Gerät in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans Schneiderhöhn (1887-1962) entwickelt wird und hauptsächlich der Untersuchung von Roherz im Anschliff dienen soll, gleichzeitig aber auch alle übrigen mineralogischen und metallographischen Untersuchungen damit durchgeführt werden können.

Ursprünglich ist dieses Mikroskop demnach dafür vorgesehen, auch für Durchlichtuntersuchungen verwendet zu werden. Daher kann die zentrale Blende des Tisches entfernt werden und darunter ein Beleuchtungsapparat angebracht werden. Das hier gezeigte Mikroskop stammt jedoch aus einem Institutsbestand und wird dort bis Ende des 20. Jahrhunderts nur für Untersuchungen im Auflicht verwendet.

Hans Schneiderhöhn studiert Mineralogie von 1905 bis 1909 in Freiburg, München und Gießen. Hier promoviert er 1909 bei Erich Kaiser und wechselt zwei Jahre später als erster Assistent zu Theodor Liebisch an die Universität Berlin. 1914 reist er im Auftrag der Otavi-Minen- und Eisenbahngesellschaft zum Studium der Geologie und Erzlagerstätten des Otaviberglandes nach Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Nach Ende des Ersten Weltkrieges kehrt er nach Deutschland zurück und habilitiert sich 1919 an der Universität Frankfurt, der Titel seiner 48-seitigen Habilitationsschrift lautet entsprechend: Die Erzlagerstätten des Otaviberglandes, Deutsch-Südwestafrika (Knapp, Halle (Saale) 1921). Bereits 1920 wird Schneiderhöhn als außerordentlicher Professor an die Justus-Liebig-Universität Gießen berufen und kurz darauf zum Ordinarius benannt.

Ernst Leitz Wetzlar, Erzmikroskop MOP. Abb. aus: Ernst Leitz, Optische Werke, Wetzlar: Erzmikroskop MOP; Liste Pol. Nr. 2251 o. Pr. Dezember 1927 Ernst Leitz Erzmikroskop MOP # 234812 In dieser Zeit entsteht in Zusammenarbeit mit den nahe gelegenen Optischen Werken von Ernst Leitz in Wetzlar das hier gezeigte Stativ.

1924 wird Schneiderhöhn an auf den Lehrstuhl für Mineralogie, Petrographie und Lagerstättenlehre an die RWTH berufen, bereits 1926 nimmt Schneiderhöhn den Ruf an die Albert-Ludwig-Universität in Freiburg im Breisgau an. Von dort kann das hier gezeigte Mikroskop im Frühjahr 2003 für die Sammlung erworben werden.

Im Katalog wird das Instrument  1927 angeboten als:

Stativ MOP mit Kippung, Zahntrieb für die Grobeinstellung und Mikrometerschraube für die Feineinstellung, Tubus mit ausschaltbarem, anastigmatischem Tubusanalysator, großer Opak-Illuminator mit Wechselschieber mit Prisma und Plättchen, Irisblende und Kondensorlinse, mit Zentrierzange und drei zentrierbaren Einsatzringen, Beleuchtungsstativ, sowie Polarisator zum Einschieben in die Lichteintrittsöffnung de Opak-Illuminators, Zahn- und Triebbewegung für den Objekttisch mit Festklemmvorrichtung, Objekttisch mit Gradteilung und Noniusablesung und zwei Objektklemmen, Gipsplättchen rot I. Ordung, und Glimmerplättchen 1/4 lambda in Fassung, Huygens'sches Okular III mit Fadenkreuz und verschiebbarer Augenlinse, in Schrank...593 RM

[Vergleiche: Sammlung historischer Mikroskope der Leica Microsystems GmbH Wetzlar: "1924 Leitz-Mikroskop Nr. 235045 Typ MOP für Auflicht-Untersuchungen"]



16.05.2003 by Timo Mappes

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