Sehr frühes unsigniertes Mikroskop von Ernst Leitz in Wetzlar


Mikroskop von C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar

Mikroskop von C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar

Mikroskop von C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar

Mikroskop von C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar

Mikroskop von C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar
Sehr frühes kleines unsigniertes Leitz Mikroskop; Stativ 4a um 1869. Das Mikroskop besteht aus zaponiertem und geschwärztem Messing, lackiertem Eisen und gebläutem Stahl. Der grobe Fokus des Instrumentes wird durch einen Schiebetubus erreicht, die Feineinstellung durch eine Rändelschraube auf der Säule. Der Hohlspiegel ist dreifach gelagert; unter der Tischplatte befindet sich eine Revolverlochblendenscheibe mit vier Aperturenblenden.

Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Objektiven 1, 3 und 7, sowie den Okularen I und III deren Hülse im Gegensatz zu den frühen Mikroskopen von Carl Kellner und Friedrich Belthle nicht mehr zaponiert sind. An weiterem Zubehör ist dem Mikroskop ein Okularmikrometer in zugehörigem Pappdöschen  mit der Beschriftung Ocular-Micrometer. beigegeben

Mikroskop C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar: Objektiv Nr. 1 Mikroskop C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar: Objektiv Nr. 3 Mikroskop C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar: Objektiv Nr. 7
Liegend wird das Mikroskop im Mahagonikasten aufbewahrt.

Bemerkenswert ist die fehlendes Signatur des Instruments. Berücksichtigt man, dass die Leitz'sche Werkstätte bis um den Ersten Weltkrieg nach Mustern und nicht nach Zeichnungen die Instrumente baute, kann das hier gezeigte Mikroskop als baugleich mit dem Instrument der Signatur C. Kellner's Nachfolger / E. Leitz in Wetzlar. / No. 1164. bezeichnet werden. Die Objektive sind in allen Details wiederum baugleich mit dem Nachfolgemodell dieses Mikroskopstativs, welches die Signatur E. Leitz / in Wetzlar / No. 1189. trägt.

Betrachtet man die Okulare des hier gezeigten Mikroskops, so sind sie baugleich und ebenso unlackiert wie jenes des Mikroskops Nr. 1164, während die Okularhülsen bei Nr. 1189 wieder zaponiert erscheinen. Das bekannte, sich nicht in dieser Sammlung befindliche Mikroskop der Seriennummer 1184 ist baugleich mit jenem der Nummer 1189. Offenbar handelt es sich bei dem hier gezeigten Gerät daher um ein unsigniertes Mikroskop, welches zwischen den Seriennummern 1165 und 1183 hergestellt wird. Da die Seiten der Auslieferungsbücher von Leitz zwischen den Nummern 1044 und 1300 nicht erhalten sind, kann nicht rekonstruiert werden, ob es sich bei dem hier gezeigten Mikroskop um eines der Instrumente handelt, die eigentlich eine Nummer hätten tragen sollen, oder ob hier ein zusätzlich hergestelltes Instrument vorliegt, welches ab Werk nicht für den Verkauf bestimmt ist. Mikroskop C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar: OkularmikrometerAls sicher kann jedoch festgehalten werden, dass dieses Mikroskop aus jener Zeit stammt, in der die Instrumente der Werkstätte die Signatur C. Kellner's Nachfolger / E. Leitz / in Wetzlar tragen.

Als erhalten bekannt sind aus den Jahren 1867 - 1870 folgende Mikroskope mit den Signaturen:
- C. Kellner's Nachf: / Fr. Belthle / in Wetzlar. / No. 1007.
- C. Kellner's Nachf: / Belthle & Leitz / in Wetzlar. / No. 1050.
- C. Kellner's Nachf: / Belthle & Leitz / in Wetzlar. / No. 1070.
- C. Kellner's Nachf: / E. Leitz / in Wetzlar / No. 1127.
- C. Kellner's Nachfolger / E. Leitz / in Wetzlar / No. 1131.
- C. Kellner's Nachfolger / E. Leitz / in Wetzlar / No. 1164.
- C. Kellner's Nachf: / E. Leitz / in Wetzlar / No. 1184.
- E. Leitz / in Wetzlar / No. 1189.

Carl Kellner (26.03.1826 - 13.05.1855) gründet das Optische Institut in Wetzlar zusammen mit Moritz Hensoldt im Jahre 1849. Mikroskop C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar: OkulareDas erste Mikroskopokular wird am 22. Dezember 1849 an den Bremer Apotheker Georg Christian Kindt geliefert, schon am 23. Januar 1850 folgt das nächste Okular an diesen Kunden. Das erste Mikroskop wird allerdings erst ein gutes Jahr später, am 9. Mai 1851 nach Genf ausgeliefert. Die Instrumente werden sehr gut angenommen und bis 1854 können 131 Mikroskope verkauft werden. Kellner erkrankt 1854 an Darmtuberkulose, sein nahes Ende ahnend weiht er seinen Cousin und Gehilfen Ludwig Engelbert in alle technischen Feinheiten der Herstellung der Mikroskope ein und überträgt ihm die Leitung der Werkstätte kurz vor seinem Tod.Mikroskop C. Kellners Nachfolger E. Leitz in Wetzlar im Kasten Als im Dezember 1856 jedoch Friedrich Belthle (27.02.1829 - 09.05.1869), ebenfalls ein ehemaliger Gehilfe dieser Werkstatt, die Witwe Kellners heiratet (die bereits im August 1856 außerehelich ein Kind von Belthle zur Welt bringt), scheidet Engelbert aus dem Unternehmen aus. Belthle führt die junge Firma weiter, ab August 1857 mit Heinrich Friedrich Rexroth als Teilhaber.

Belthle gelingt es, den Ruf der Firma zu wahren, er bringt selbst aber bis auf die mechanische Optimierung der Instrumente nur geringe Neuerungen hervor. Die Geräte werden in Medizinerkreisen anerkannt, die Firma "Belthle & Rexroth (C. Kellners Nachfolger)" stellt bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte im September 1858 in Karlsruhe Mikroskope aus, die Belthle dort persönlich präsentiert. Zu dieser Zeit werden in den Lohnlisten des Unternehmens unter anderem Ernst Gundlach sowie Wilhelm und Heinrich Seibert geführt. Im Jahre 1861 trennen sich Belthle und Rexroth wieder - im selben Jahr verlegt ihr Glaslieferant Théodore Daguet seine Glashütte von Solothurn nach Freiburg/Schweiz.

Ernst Leitz tritt Anfang 1864 in die Werkstätte ein, die zu jenem Zeitpunkt eine Jahresproduktion von ungefähr 70 Mikroskopen verzeichnet und sich nach wie vor in dem von Kellner gekauften Haus "am reformierten Treppchen" befindet. Bereits am 7. Oktober 1865 wird Ernst Leitz Teilhaber des Unternehmens. Unter gemeinsamer Leitung wird am 3. September 1867 das 1000. Mikroskop ausgeliefert.

[Vergleiche Referenz 4, 5, 34, 56, 74, 97]

(Daten zur fehlenden Datiersmöglichkeit mit freundlicher Unterstützung von Rolf Beck, Archiv Leica Microsystems GmbH, 31.07.2007)


16.07.2010 by Timo Mappes

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