R. Fuess Berlin-Steglitz: Universaldrehtisch; ca. 1925. Hilfsapparat
aus vernickeltem und schwarz lackiertem Messing und Stahl.
Signiert ist der Apparat auf der gewölkten Grundplatte
mit dem treppenförmigen Logo:
R.
Fuess
Berlin-Steglitz
Der Apparat verfügt über ein Halbkugelsegementpaar mit der Brechzahl
nD = 1,523
Mit diesem Tisch können durch die beiden Objektklammern auch
Dünnschliffe ohne Halbkugelsegmente untersucht werden.
Bereits im Katalog Nr.132 "Mineralogische u. Krystalloptische Instrumente
u. Hilfsapparate" von R. Fuess aus dem Jahr 1909 erscheint dieser Tisch in
vorliegender Ausführung, wird im Katalog Nr.180 "Mineralogische
und krystallographische Instrumente u. Hilfs-Apparate" von 1915 angeboten
als:
No.667 |
Universaltisch, großes Modell nach E. v. Fedorow mit
4 Drehbewegungen. |
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Mit Etui......Mk. 170,- |
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[...] |
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Attribute und Vervollständigungen zum Universaltisch: |
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a) |
2 Glaslinsen, Durchmesser ca. 10 mm.
nD = 1.52 ...Mk 5,- |
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b) |
1 Paar Linsen in Fassung (obere 12-14 mm Durchmesser, untere 20
mm Durchmesser) nD ist genau angegeben ...Mk
20,- |
[...] |
g) |
2 geteilte Kreisbogen zur Bestimmung der Neigung
des Hilfskreises, nach F. E. Wright. Jeder dieser beiden Kreisbogen ist sowohl
an der Basis als auch in der Mitte um je ein Scharnier umlegbar (nach W.
Nikitin). Die Neigungen des Kreises können an den Bogen bis zu
70° abgelesen werden. (Nachträglich anzubringen
Mk.38,--)...Mk.28,-- |
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Der hier gezeigte Nebenapparat kostet damit im Jahre 1914 insgesamt 218.-
Mark und damit mehr als ein einfaches Polarisationskursstativ mit Schrank.
Untergebracht wird der Tisch in einer mit Filz ausgeschlagenen
Schatulle, welche auf dem Deckel ein Schild Made in
Germany trägt, was darauf schließen läßt,
dass dieser U-Tisch für den Export nach dem Ersten Weltkrieg bestimmt
war. Wo er genau zum Einsatz kam, ist leider nicht mehr rekonstruierbar -
im Frühjahr 2003 kann der Apparat aus Kalifornien, USA für diese
Sammlung erworben werden.
Der russische Mineraloge Ewgraph
Stepamowitsch von Fedorow (1853 - 1919) studiert bis 1883 am Berginstitut
Sankt Petersburg von wo er 1895 als Professor für Mineralogie und Geologie
an die Landwirtschaftliche Hochschule zu Petrowsko-Rasumowskoje bei Moskau
berufen wird; später kehrt er als Lehrstuhlinhaber an die Bergakademie
St. Petersburg zurück.
E.S. Fedorow entwickelt ab 1893 eine komplett neue Meßmethode welche
mehrkreisige Drehapparate fordert. Relativ zur kristallographischen Richtung
kann er damit die Lage der optischen Hauptrichtungen
nx, ny und nz bestimmen.
Bei genauerer Untersuchung stellt sich heraus, dass sich die
Zusammensetzung der Mischkristallreihen in der Optik und Kristallographie
widerspiegelt und mit Hilfe derer also eine chemische Bestimmung möglich
wird.
Da einzelne Körner in Dünnschliffen mit dem U-Tisch relativ zueinander
bestimmt werden können, wird jener zu einem wichtigen Instrument in
der Gefügekunde. Problematisch bleibt jedoch lange, daß auf U-Tischen
als Zubehör nur runde Objektgläser mit Schliffen ohne Deckgläser
bis 20 mm Durchmesser untersucht werden können. |